Kieferregulierung bei Erwachsenen

Warum ist eine kieferorthopädische Behandlung auch im Erwachsenenalter sinnvoll?

Mirko van den Bruck: Fehlstellungen von Kiefer und Zähnen sind auch bei Erwachsenen keine Seltenheit und haben Einfluss auf Nackenverspannungen, Kiefergelenksknacken, Tinnitus und Kopfschmerzen. Schnarchen ist beispielsweise eine häufige Nebenwirkung eines zu kurzen Unterkiefers, da hierdurch die Zunge den Atemweg nachts einengt.

Verschlossener Atemweg

Öffnung des Atemwegs durch eine „Anti-SchnarchSchiene“

Eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen ist also besonders in der Kieferorthopädie wichtig! Sind Zahnfehlstellungen vorhanden oder stimmt der Biss nicht, sind langfristig weitere medizinische Probleme die Folge. Das wichtigste Argument für eine Behandlung als Erwachsener ist also das körperliche Wohlbefinden. Wir haben in unserer Praxis inzwischen über 60% volljährige Neupatienten. Meist erkennen wir bereits nach wenigen Minuten, dass die vom Patienten beschriebenen Beschwerden der Kopf-Nacken-Partie oder auch Sprachprobleme im Zusammenhang mit einer Erkrankung des Kausystems stehen.

Es geht also bei der Behandlung von Erwachsenen nicht um reine Ästhetik?

Dr. Tamara van den Bruck: Das Gleichgewicht aus Funktion, Stabilität und Ästhetik ist wichtig und das übergeordnete Ziel. Zugleich ist es die beste Prophylaxe gegen Zahnerkrankungen und weitere Folgeprobleme. Schöne Zähne, die für Attraktivität und Gesundheit stehen, stellen sich bei einer optimalen Zahn- und Kieferfunktion also von alleine ein, als toller Nebeneffekt sozusagen.

Ist eine Zahn- und Kieferregulierung im Erwachsenenalter schwieriger?

Mirko van den Bruck: Zähne lassen sich bis ins hohe Alter bewegen. Uns Fachärzten steht dafür heute eine solche Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung, dass eine Therapie bei Erwachsenen mit so gut wie keinerlei Einschränkungen in Sachen Komfort, Ästhetik und Lebensqualität machbar ist. Manche Neuentwicklung ist sogar ganz auf die Erwachsenenbehandlung ausgerichtet. Für uns ist dabei wichtig, die Zahnstellung nicht isoliert zu betrachten. Die Zähne einfach nur zu begradigen, ohne die knöcherne Kieferlage zu berücksichtigen, ist kritisch. Deshalb sollte eine Behandlung solcher Fehlstellungen auch nur vom Facharzt für Kieferorthopädie durchgeführt werden.

Sie setzen dabei auch auf ein medizinisches Netzwerk. Was heißt das genau?

Dr. Tamara van den Bruck: Wir arbeiten nicht nur eng mit verschiedenen Kliniken, Zahnärzten, Ärzten und Therapeuten zusammen, sondern tauschen uns regelmäßig mit Kolleginnen und Kollegen anderer Fachdisziplinen aus. So bringen wir uns gegenseitig in unseren den Fachgebieten auf den neusten Stand. Das steigert die Versorgungsqualität unserer Patienten.