Aufgaben eines Kieferorthopäden

Dr. Tamara van den Bruck & Mirko van den Bruck führen eine der modernsten kieferorthopädischen Praxen am Niederrhein und gleichzeitig eine der innovativsten. Wir haben mit Mirko van den Bruck darüber gesprochen, was eine gute kieferorthopädische Praxis ausmacht und warum es wichtig ist, zum Spezialisten zu gehen.

Auf was ist ein Kieferorthopäde eigentlich genau spezialisiert?

Zunächst einmal ist in Deutschland jeder Allgemeinzahnarzt auch ohne Zusatzausbildung berechtigt, kieferorthopädische Behandlungen durchzuführen. Auch jeder Kieferorthopäde wiederum könnte durchaus Füllungen, Kronen und Brücken anbieten. Das macht aber keinen Sinn: Das zahnmedizinische Feld ist so groß, dass es niemanden gibt, der alles kann. Deshalb gibt es Spezialisten. Die Bezeichnung »Kieferorthopäde« dürfen nur Fachzahnärzte führen, die nach dem Zahnmedizinstudium eine universitäre, meist vierjährige Zusatzausbildung auf diesem hoch komplexen Gebiet erworben haben. Das gibt dem Patienten die Sicherheit, dass er auch eine fachgerechte Behandlung bekommt. Wir haben in unserer Praxis bisher mehrere tausend Zahn- und Kieferkorrekturen durchgeführt und haben einen über 15 Jahre gewachsenen Erfahrungsschatz auf diesem Gebiet. So ist es uns möglich, Fehlfunktionen und Fehlentwicklungen im Kiefer frühzeitig zu erkennen und jeden Patienten individuell und schonend zu behandeln und das auf dem neusten Stand der Wissenschaft. Letztlich zeichnet den Spezialisten die Fähigkeit aus, auch im nicht planmäßigen Verlauf einer Therapie schnell und kompetent reagieren zu können.

Woran erkenne ich einen guten Kieferorthopäden?

Das Wichtigste ist: Nimmt er sich genug Zeit? Wir müssen uns in einer kieferorthopädischen Praxis viel Zeit für den Patienten nehmen, ihn fair aufklären und über verschiedene Behandlungsmöglichkeiten beraten, damit er eine Entscheidung treffen kann, die ihm jahrelang Freude bereitet. Die Beratung hat also eine zentrale Bedeutung. Wir untersuchen die Zähne, deren Verzahnung sowie die Kiefergelenke, um zu klären, welche kieferorthopädische Behandlung sinnvoll ist. Meistens ergänzend durch Röntgendiagnostik. Auf Grundlage der so gewonnenen Erkenntnisse erklären wir die verschiedenen Therapiemöglichkeiten und können auch die Dauer der Behandlung und deren Kosten abschätzen. Ein Beratungsgespräch dauert mindestens 30 Minuten, oft aber länger. Alle offenen Fragen des Patienten sollen beantwortet werden.

In letzter Zeit wurden immer mal wieder Zweifel an der medizinischen Notwendigkeit kieferorthopädischer Leistungen geäußert, vor Allem weil dazu Studien fehlen. Was denken Sie darüber?

Solche Studien existieren für rund Zweidrittel aller medizinischen Behandlungen nicht und sind eben sehr schwer durchzuführen. Bei sogenannten DoppelBlind-Studien bekommt ein Patient beispielsweise das Medikament und der andere Patient ein Placebo (ein Arzneimittel, das meist keinen Arzneistoff enthält). Aber wie soll man sich denn eine Placebo-Zahnspange vorstellen? Das heißt, ich müsste einem Patienten die Behandlung anbieten und einem anderen Patienten die Behandlung verweigern, um dann mal nach 20 Jahren zu gucken, ob eine Therapie zum Ziel geführt hat oder nicht. Diese Art von Studie ist unethisch und glücklicherweise verboten. Die Erfahrung aus unserem Praxisalltag aber lehrt uns, dass Zahnfehlstellungen und Kieferfunktionsstörungen durch die Behandlung behoben werden und hierdurch die Zähne länger halten (langsamer abnutzen). Als positive Nebenwirkung verbessert sich natürlich auch die Ästhetik. Kiefergelenkserkrankungen – z.B. Knackgeräusche – treten seltener auf und sogar Rückenprobleme, Kopfschmerzen, Nackenverspannungen und Migräne können vermieden und teilweise gelindert werden. Wir beobachten häufig, dass sich hierdurch die Lebensqualität und Zufriedenheit der Patienten erhöhen.

„Wie seriös sind also Anbieter, mit denen der Patient nur virtuell Kontakt hat?“

Mirko van den Bruck: Für den Patienten ist es schwer nachzuvollziehen, warum eine umfassende Diagnostik und eine regelmäßige Behandlungskontrolle notwendig ist. Welcher Patient zieht schon in Betracht, dass er vielleicht einen bislang unentdeckten überzähligen Zahnkeim hat, welcher Patient schätzt das Risiko von Zahnlockerungen oder einer noch nicht erkannten Parodontitis richtig ein? Wie immer in der Medizin ist es die Aufgabe des Arztes, dem Patienten die physiologischen Zusammenhänge, die Möglichkeiten, Grenzen und Risiken der Behandlung zu erläutern und trotzdem oder gerade dadurch das Vertrauen des Patienten zu gewinnen. Letzteres gelingt aber eben nur durch die fachliche Expertise. Über diese verfügen aber weder Dr. Google noch andere „Internetärzte“, sondern eben nur der Kieferorthopäde.

Lieber direkt zum Spezialisten… Aufgaben eines Kieferorthopäden
Ausgabe November 2020